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Warum scheitert B2B-Kaltakquise oft? Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen Call-Centern und spezialisierten Vertriebsdienstleistern...
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02.07.2025 | Philipp Moder
„Tut mir leid, aus Datenschutzgründen darf ich Ihnen keine Namen nennen." Wenn Sie im B2B-Vertrieb arbeiten, haben Sie diesen Satz in den letzten Jahren vermutlich hundertfach gehört. Tatsächlich erschwert die „No-Name-Policy” in vielen Unternehmen den ersten Kontaktversuch. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Strategien haben Sie gute Chancen, trotzdem Ihre Zielpersonen zu erreichen.
Seit Inkrafttreten der DSGVO im Mai 2018 hat sich die Situation in der B2B-Akquise weiter verschärft. Was früher ein kurzer Anruf bei der Zentrale war – „Können Sie mich bitte mit dem Leiter Einkauf verbinden?" – ist heute oft ein frustrierender Dialog, der mit dem Verweis auf eine info@-Adresse endet.
Die sogenannte „No-Name-Policy" ist zur Standardantwort vieler Unternehmen geworden. Telefonzentralen und Empfangsmitarbeitende sind angewiesen, keinerlei personenbezogene Daten herauszugeben – weder Namen noch Durchwahlen oder E-Mail-Adressen von Entscheidern.
Die Pandemie und der Trend zu Remote Work haben diese Entwicklung weiter vorangetrieben. Viele Entscheider arbeiten hybrid, sind telefonisch schwerer erreichbar und verstecken sich hinter digitalen Barrieren. Für B2B-Vertriebsteams bedeutet das: Die traditionellen Wege funktionieren nicht mehr.
Doch warum ist die Standard-Antwort „Schicken Sie eine E-Mail an info@" eine Sackgasse? Ganz einfach: Diese generischen Postfächer werden oft nur sporadisch gecheckt, Ihre Nachricht geht in der Flut unter oder landet direkt im digitalen Papierkorb. Die Chance auf eine qualifizierte Antwort? Verschwindend gering.
Die Lösung liegt in einem Paradigmenwechsel: Vernetzung vor Verkauf. LinkedIn hat sich zur wichtigsten Plattform für B2B-Kontakte entwickelt – und das können Sie gezielt nutzen.
Der Schlüssel liegt in professionellen, individualisierten Vernetzungsanfragen. Vergessen Sie automatisierte Massennachrichten oder lieblose Standard-Texte. Investieren Sie Zeit in die Recherche: Was beschäftigt Ihre Zielperson aktuell? Welche Themen teilt sie? Wo könnten gemeinsame Interessen liegen?
Eine durchdachte Vernetzungsanfrage könnte so aussehen: „Hallo Frau Müller, Ihr Hannover-Messe-Vortrag war ein echter Augenöffner! Die Idee, Digitalisierung im Maschinenbau step-by-step anzugehen statt mit der Brechstange – genau das predigen wir auch unseren Kunden. Hätten Sie Lust auf einen kurzen Austausch? Ich würde gerne hören, welche Stolpersteine Sie auf dem Weg erlebt haben. Vielleicht kann ich auch die eine oder andere Erfahrung teilen, die für Sie interessant ist."
Unserer Erfahrung nach werden 40 bis 80 % der personalisierten Vernetzungsanfragen positiv beantwortet. Und dann kommt der entscheidende Moment: Wenn Sie später anrufen und nach Frau Müller fragen, haben Sie ein unschlagbares Argument: "Wir sind auf LinkedIn bereits vernetzt und im Austausch."
Die Chance, dass Sie dann ohne weitere Nachfragen durchgestellt werden, ist hoch. Die digitale Vernetzung fungiert als Vertrauensbeweis und öffnet Türen, die sonst verschlossen bleiben.
Extra-Tipp: Wenn Sie den LinkedIn Sales Navigator nutzen, verwenden Sie die erweiterten Suchfunktionen, um Entscheider zu identifizieren, die kürzlich den Job gewechselt haben oder befördert wurden. Diese Personen sind oft besonders offen für neue Kontakte und Lösungen.
Die Zeiten, in denen Vertriebsteams mit „nackten Adresslisten" arbeiten mussten, sind vorbei. Moderne KI-Tools wie dealfront oder cognism aggregieren öffentlich verfügbare Informationen und liefern Ihnen nicht nur Namen und Positionen, sondern auch wertvolle Kontext-Informationen.
Ein Beispiel aus unserer Praxis: Wir haben mit dealfront ein Tool im Einsatz, das uns täglich bis zu 35.000 digitale Signale aus der DACH-Region zur Verfügung stellt. Hat ein Unternehmen gerade eine Finanzierungsrunde abgeschlossen? Wurde ein neuer Produktionsleiter eingestellt? Plant das Unternehmen eine Expansion? All diese Informationen sind Gold wert für Ihren Gesprächseinstieg.
Wichtig dabei: Die DSGVO-Konformität. Seriöse Tools arbeiten ausschließlich mit öffentlich zugänglichen Daten und halten alle datenschutzrechtlichen Vorgaben ein. Sie aggregieren lediglich Informationen, die bereits im Netz verfügbar sind – von Unternehmenswebsites über Pressemitteilungen bis zu LinkedIn-Profilen.
Der ROI solcher Tools? Beeindruckend. Statt stundenlang zu recherchieren, haben Sie binnen Sekunden alle relevanten Informationen zur Hand. Ein konkretes Rechenbeispiel: Wenn ein Vertriebsmitarbeiter pro Tag zwei Stunden für Recherche spart und diese Zeit für qualifizierte Gespräche nutzt, amortisiert sich die Investition meist binnen weniger Wochen.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse erfolgreicher B2B-Akquise: Jeder Kontakt im Unternehmen verdient Respekt und Wertschätzung. Ob Empfangsmitarbeitende, Telefonzentrale oder Assistenz – diese Menschen sind keine Hindernisse, sondern potenzielle Verbündete.
Auch dazu ein Beispiel aus unserer Praxis: Längere Zeit betreuten wir einen Anbieter, dessen Zielkunden Apotheken sind. Im Rahmen einer NPS-Auswertung hat sich ergeben: Einige der Außendienst-Mitarbeitenden unseres Kunden marschierten grußlos an den Mitarbeitenden in den Apotheken vorbei direkt ins Chefbüro. Die Folge? Schlechte Stimmung, keine Unterstützung und letztlich weniger Erfolg.
Erfolgreiche Akquisiteure wissen: Ein freundliches „Guten Morgen, wie geht es Ihnen?" oder „Vielen Dank für Ihre Hilfe" macht den Unterschied. Menschen erinnern sich an respektvolle Behandlung – und revanchieren sich oft mit Hilfsbereitschaft.
Praktische Tipps für den respektvollen Umgang:
Neben digitalen und persönlichen Strategien gibt es noch einen oft unterschätzten Hebel: das richtige Timing. Die klassische Bürozeit von 9 bis 17 Uhr ist oft die schwierigste Zeit für Entscheiderkontakte. Meetings, Assistenzen und volle Terminkalender bilden dann eine fast undurchdringliche Barriere.
Die Lösung: Strategisches Timing. Viele Führungskräfte sind zwischen 7:00 und 8:30 Uhr noch ohne "Schutzschild" erreichbar. Die Mittagszeit (12:30-14:00 Uhr) bietet ein weiteres Fenster – während Teams in der Kantine sind, arbeiten Chefs oft durch. Nach 17:30 Uhr nehmen viele Entscheider wieder selbst den Hörer ab.
Beachten Sie branchenspezifische Besonderheiten: Bäckerei-Inhaber erreichen Sie frühmorgens, Gastronomen nachmittags. Extra-Tipp: Ein Blick auf LinkedIn verrät oft die Arbeitsgewohnheiten Ihrer Zielperson – wann postet sie regelmäßig?
Sie beachten diese Tipps bereits, aber kommen trotzdem nicht zum Ziel? Wenn der direkte Weg versperrt ist, eröffnen alternative Kanäle neue Möglichkeiten.
Video-Messaging hat sich als besonders effektiv erwiesen. Statt mit einer weiteren Text-E-Mail in überfüllten Postfächern zu landen, durchbrechen Sie mit einem persönlichen Video die digitale Anonymität. Die Technik ist simpel: Mit Tools wie Loom, Vidyard oder BombBomb nehmen Sie eine maximal 60 Sekunden lange, personalisierte Botschaft auf, die Sie per Mail oder LinkedIn verschicken.
Der psychologische Effekt ist enorm: Sie zeigen Gesicht, schaffen Vertrauen und heben sich von der Masse ab. Ein Beispiel für den Aufbau:
Voice-Messages über LinkedIn oder WhatsApp Business sind eine weitere Option. So verleihen Sie der digitalen Kommunikation im wahrsten Sinne des Wortes Ihre persönliche Stimme.
Die Integration dieser Kanäle in Ihren Vertriebsprozess sollte systematisch erfolgen:
Messbare Erfolge bestätigen den Ansatz: Multi-Channel-Kampagnen erzielen bis zu 3x höhere Response-Raten als Single-Channel-Ansätze. Bei Video-Messages zeigen unsere eigenen Daten: 70 bis 80 % der Nachrichten werden angeschaut, 65 bis 80 % der Empfänger schauen das Video komplett bis zum Ende – ein klarer Beweis für die Wirksamkeit persönlicher Ansprache.
Die B2B-Akquise 2025 erfordert mehr als nur Hartnäckigkeit am Telefon. Erfolgreiche Vertriebsteams kombinieren digitale Tools, menschliche Intelligenz und respektvolle Kommunikation zu einem integrierten Ansatz.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren noch einmal auf einen Blick:
Der Blick in die Zukunft zeigt: Die Grenzen zwischen digitalem und persönlichem Vertrieb verschwimmen weiter. Künstliche Intelligenz wird noch präzisere Einblicke liefern, während die menschliche Note wichtiger denn je bleibt.
Philipp Moder, Gründer von Phocus Direct Communication, ist ein anerkannter Experte und Speaker im B2B-Vertrieb und Marketing, spezialisiert auf Vertriebsunterstützung/- outsourcing, Leadgenerierung, Inbound Marketing, Net Promoter Score und Customer Experience. Seit 1995 treibt er mit über 60 Mitarbeitern und Freelancern Innovationen voran, um B2B-Unternehmen zu messbarem Erfolg zu verhelfen. Seine Passion ist es, täglich Neues zu entdecken und sein Wissen durch Blogs, LinkedIn und auf Veranstaltungen zu teilen.
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