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Gen Z kauft anders: Mit diesen Strategien meistern Sie den B2B-Wandel

Gen Z kauft anders: Mit diesen Strategien meistern Sie den B2B-Wandel

 

Was passiert, wenn 44 % Ihrer zukünftigen B2B-Kunden am liebsten gar nicht mit Ihrem Vertrieb sprechen möchten? Diese Zahl ist kein Zukunftsszenario – sie beschreibt bereits heute die Realität der Generation Z (Gen Z). Doch bevor Sie in Panik verfallen: Die Gen Z erwartet keinen Amazon-ähnlichen One-Click-Kauf für Ihre Millionen-Euro-Maschine. Sie wünscht sich aber einen moderneren, digitaleren Weg dorthin. Der traditionelle B2B-Vertrieb steht vor seinem größten Umbruch seit Jahrzehnten. Dieser Artikel zeigt Ihnen konkret und realistisch, wie Sie Ihre Vertriebsstrategie Schritt für Schritt anpassen.

Wer ist die Generation Z?

Die Generation Z (Gen Z) umfasst alle Menschen, die etwa zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. In Deutschland macht diese Altersgruppe im Jahr 2025 etwa 14,6 % der Gesamtbevölkerung aus – das entspricht knapp 12,3 Millionen Menschen.

Was diese Generation besonders macht? Sie sind die ersten echten Digital Natives und kennen keine Welt ohne Internet. Mehr als 90 % nutzen regelmäßig Smartphones und soziale Medien gehören zu ihrem Alltag (Doofinder, Generation Z Statistiken 2025). Sie erwarten sofortige Verfügbarkeit von Informationen und haben ein ausgeprägtes Bewusstsein für gesellschaftliche Themen.

Aber Vorsicht vor Pauschalisierungen: Die Gen Z ist keine homogene Masse. Ein 25-jähriger Ingenieur, der komplexe Anlagen einkauft, verhält sich anders als ein gleichaltriger Marketing-Manager, der Software-Tools sucht. Was sie eint: Sie erwarten moderne, digitale Touchpoints – aber sie verstehen auch die Komplexität des B2B-Geschäfts.

 

1. Digitale Unterstützung statt vollständiger Self-Service

Fast die Hälfte der Gen Z möchte am liebsten gar nicht mit dem Vertrieb sprechen (Gartner, Future of Sales Report). Das heißt aber nicht, dass sie eine Produktionsanlage per Mausklick bestellen wollen. Sie wünschen sich vielmehr, dass sie sich vorab selbstständig informieren können – ohne gleich ihre Kontaktdaten preisgeben zu müssen.

65 % der B2B-Käufer möchten den Kaufprozess selbstständig navigieren, mithilfe von digitalen Kanälen, Chatbots und Content (Shopware, B2B E-Commerce 2024). Mehr als 50 % der großen B2B-Transaktionen (ab 1 Million US-Dollar) werden über digitale Selbstbedienungskanäle abgewickelt (Forrester, B2B-Marketing- und Vertriebsprognosen 2025). Aber: Das bedeutet nicht, dass der persönliche Kontakt verschwindet – er verlagert sich nur in spätere Phasen des Kaufprozesses.

Was sucht die Gen Z in der Recherchephase? Technische Spezifikationen und detaillierte Produktbeschreibungen – ja, aber nicht nur. Sie wollen verstehen: Löst dieses Produkt wirklich mein Problem? Wie arbeitet es in der Praxis? Was sagen andere Nutzer? Und vor allem: Kann ich diesem Anbieter vertrauen? Die Gen Z-Entscheider recherchieren wie Privatpersonen: Sie wollen Bewertungen sehen, Erfahrungsberichte lesen und sich ein umfassendes Bild machen, bevor sie auch nur ihre E-Mail-Adresse preisgeben.

Die realistische Umsetzung:

  • Lebendige Produktseiten statt PDF-Friedhof: Bauen Sie Ihre Website-Produktseiten aus: mit eingebetteten Erklärvideos, 360-Grad-Ansichten und interaktiven Elementen. Zeigen Sie Ihre Produkte im Einsatz, lassen Sie Kunden virtuell „anfassen" und erkunden. Das kostet weniger als ein vollständiger Konfigurator und macht Ihre Produkte erlebbar.

  • Preistransparenz in Stufen: Statt „Preis auf Anfrage" können Sie Preisspannen nennen („ab 50.000 €") oder Beispielkonfigurationen mit Richtpreisen zeigen.

  • FAQ-Bereiche, die wirklich helfen: Beantworten Sie die echten Fragen Ihrer Kunden – nicht die, von denen Sie glauben, dass sie gestellt werden sollten.

  • Einfache Kontaktaufnahme ohne HĂĽrden: Ein Chat-Widget oder ein kurzes Kontaktformular – ohne 20 Pflichtfelder.

Praxisbeispiel: Ein mittelständischer Maschinenbauer erstellt kurze Erklärvideos zu seinen Standardprodukten. In zwei Minuten erklärt ein Techniker die wichtigsten Features. Darunter: Ein PDF mit technischen Details und einer groben Preisspanne. Das Ergebnis? Qualifiziertere Anfragen, weil Interessenten bereits vorinformiert sind.

 

2. Content, der ins Auge sticht und trotzdem informiert

Die Gen Z ist mit hochwertigem Content aufgewachsen. Ein 50-seitiges Whitepaper im Times-New-Roman-Look? Das landet ungelesen im digitalen Papierkorb. Die Generation Z verbringt durchschnittlich vier Stunden pro Tag auf sozialen Medien – mehr als jede andere Altersgruppe (cropink, 40+ Daily Social Media Usage Stats & Trends 2025). Sie ist es gewohnt, Informationen visuell ansprechend und in kleinen Häppchen zu konsumieren.

So modernisieren Sie Ihren Content schrittweise:

  • Whitepaper neu gedacht: Reduzieren Sie Text, fĂĽgen Sie Infografiken ein, nutzen Sie ein modernes Layout mit viel WeiĂźraum. Tools wie Canva machen das auch ohne Grafikagentur möglich.

  • Video-Content, aber realistisch: Sie brauchen keine Hollywood-Produktion. Ein sympathischer Mitarbeiter, der vor der Kamera ein Problem erklärt und Ihre Lösung zeigt, reicht völlig.

  • Geschichten statt Produktfeatures: Erzählen Sie von echten Kundenprojekten. Was war die Herausforderung? Wie haben Sie geholfen? Was war das Ergebnis?

  • Micro-Content fĂĽr LinkedIn: Zerlegen Sie Ihre Inhalte in kleine, verdauliche Häppchen. Eine Infografik aus Ihrem Whitepaper wird zum LinkedIn-Post.

Praxisbeispiel: Ein Softwareanbieter verwandelt seine technische Dokumentation in eine Serie von LinkedIn-Karussell-Posts. Jeder Post erklärt eine Funktion in fünf Slides – visuell ansprechend und in drei Minuten konsumierbar.

 

3. Der persönliche Kontakt bleibt – wird aber digitaler

Natürlich kauft niemand eine Industrieanlage nach einem YouTube-Video. Aber die Art, wie der persönliche Kontakt zustande kommt und abläuft, ändert sich fundamental. 85 % der Gen Z lassen sich in ihren Kaufentscheidungen von Social Media beeinflussen (e-commerce-magazin, Kaufverhalten: So tickt die Gen Z beim Einkaufen). Das bedeutet: Der erste Kontakt findet oft digital statt.

Moderne Vertriebsansätze für die Gen Z:

  • LinkedIn als TĂĽröffner: Statt Kaltanrufen erst auf LinkedIn vernetzen, relevanten Content teilen, dann ĂĽber eine persönliche Nachricht den Kontakt aufbauen.

  • Video-Messages statt Textmails: Tools wie Loom oder Vidyard ermöglichen persönliche Videonachrichten. Das schafft Vertrauen und hebt Sie von der Masse ab.

  • Virtuelle Meetings als Standard: Die Gen Z ist Remote-Work gewohnt. Ein Teams-Call spart Zeit und ist oft genauso effektiv wie ein persönlicher Besuch (je nach Inhalt und Phase im Kaufprozess).

  • Flexiblere Kommunikation: WhatsApp Business, Slack oder Microsoft Teams – seien Sie dort erreichbar, wo Ihre Kunden kommunizieren möchten.

  • Transparente nächste Schritte: Nach jedem Kontakt klar kommunizieren, was als nächstes passiert und wann.

Tipp: In unserem Blogartikel „B2B-Kaltakquise 2025: So dringen Sie zu den Entscheidern vor” gibt es noch mehr Tipps rund um Kontaktaufnahme, digitale Tools und Kommunikation. 

 

4. Geschwindigkeit mit AugenmaĂź

Die Gen Z erwartet schnelle Reaktionen – aber sie versteht auch, dass B2B-Entscheidungen Zeit brauchen. 87 % der Gen Z wünschen sich eine personalisierte Verkaufserfahrung mit unmittelbaren Antworten (sleekflow, 2024 Gen Z trends). 85 % bevorzugen Live-Chat gegenüber Telefonanrufen für den Kundenservice (sleekflow). Der Trick: Schnell sein bei dem, was schnell geht.

Realistische Quick-Wins:

  • Sofortige Eingangsbestätigung: Automatische Bestätigung mit konkretem Zeitrahmen fĂĽr die Antwort.

  • Schnelle Erstinformationen: Innerhalb von 24 Stunden die wichtigsten Unterlagen digital zusenden.

  • Terminbuchung ohne Ping-Pong: Online-Kalender-Tools wie Calendly, HubSpot Meeting-Planer oder Microsoft Bookings ersparen das ewige Hin und Her.

  • Status-Updates proaktiv: Informieren Sie von sich aus ĂĽber den Stand der Dinge – auch wenn es mal länger dauert.

  • Mobile-optimierte Prozesse: Erstellen Sie Angebote mit einspaltigem Layout und groĂźer Schrift oder nutzen Sie webbasierte Angebots-Tools wie PandaDoc. So können Ihre Kunden Angebote auch unterwegs auf dem Smartphone lesen und sogar digital unterschreiben.

Praxisbeispiel: Ein Industriedienstleister führt ein einfaches System ein: Jede Anfrage erhält binnen einer Stunde eine automatische Bestätigung mit dem Namen des zuständigen Ansprechpartners. Binnen 24 Stunden folgt ein erster persönlicher Kontakt – sei es per E-Mail, Anruf oder Video-Message.

 

5. Vertrauen durch Authentizität statt perfekte Hochglanzwelt

Die Gen Z hat ein feines Gespür für Authentizität. 97 % nutzen soziale Medien als wichtigste Inspirationsquelle beim Einkaufen (The future of commerce, Konsumverhalten der Generation Z). Im Jahr 2025 ziehen mehr als 50 % der jüngeren Käufer bei ihren Kaufentscheidungen externe Quellen hinzuziehen – darunter soziale Medien und ihr Vertrauensnetzwerk (Forrester, B2B-Marketing- und Vertriebsprognosen 2025). Sie möchte echte Menschen und echte Geschichten sehen – keine Stock-Fotos und Marketingphrasen.

Vertrauen aufbauen, ohne groĂźes Budget:

  • Mitarbeitende als Markenbotschafter: Lassen Sie Ihre Experten auf LinkedIn ĂĽber ihre Arbeit berichten.

  • Ehrliche Kundenstimmen: Ein kurzes Handyvideo eines zufriedenen Kunden ist glaubwĂĽrdiger als ein Hochglanz-Testimonial.

  • Behind-the-Scenes-Content: Zeigen Sie Ihre Werkstatt oder Ihre Produktion, Ihre Logistik, Ihr BĂĽro, Ihre Mitarbeitenden bei der Arbeit.

  • Transparenz bei Herausforderungen: Sprechen Sie auch ĂĽber Projekte, die schwierig waren – und wie Sie sie gemeistert haben.

  • Persönliche Ansprechpartner: Zeigen Sie Gesichter und Namen, nicht nur Funktionen.

Praxisbeispiel: Ein Mittelständler startet die Serie "Montagsmeeting" auf LinkedIn. Jeden Montag postet ein anderer Mitarbeiter, woran er gerade arbeitet – mal ist es eine technische Herausforderung, mal ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt. Die Posts sind nicht perfekt, aber authentisch und führen zu mehr Interaktion.

 

Fazit: Evolution statt Revolution

Die Generation Z verändert den B2B-Vertrieb – aber sie erwartet keine Wunder. Sie versteht, dass eine Millionen-Investition gut überlegt sein will. Was sie sich wünscht: einen moderneren, digitaleren Weg dorthin. Immerhin soll die Gen Z 2025 rund 30 % des Bruttoeinkommens in Deutschland erwirtschaften (Felix Beilharz, Alles über die Generation Z). Es lohnt sich also, sich auf diese Generation einzustellen.

Beginnen Sie mit kleinen Schritten:

  • Modernisieren Sie Ihren Content optisch und inhaltlich
  • Nutzen Sie LinkedIn aktiv fĂĽr die Kontaktanbahnung
  • Bieten Sie digitale Alternativen zum persönlichen Treffen
  • Seien Sie schnell bei dem, was schnell geht
  • Zeigen Sie die Menschen hinter Ihrem Unternehmen

Die gute Nachricht: Sie müssen nicht alles auf einmal umsetzen. Jeder kleine Schritt in Richtung Digitalisierung und Modernisierung macht Sie attraktiver für die neue Entscheidergeneration. Und das Beste daran: Diese Maßnahmen kommen nicht nur bei der Gen Z gut an – sie machen Ihren Vertrieb insgesamt effizienter.

 

 


Philipp Moder

Philipp Moder, Gründer von Phocus Direct Communication, ist ein anerkannter Experte und Speaker im B2B-Vertrieb und Marketing, spezialisiert auf Vertriebsunterstützung/- outsourcing, Leadgenerierung, Inbound Marketing, Net Promoter Score und Customer Experience. Seit 1995 treibt er mit über 60 Mitarbeitern und Freelancern Innovationen voran, um B2B-Unternehmen zu messbarem Erfolg zu verhelfen. Seine Passion ist es, täglich Neues zu entdecken und sein Wissen durch Blogs, LinkedIn und auf Veranstaltungen zu teilen.

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