B2B-Vertrieb: Können Ingenieure verkaufen?
Ingenieure im Vertrieb und Marketing - oft belächelt, doch nie waren sie wertvoller! Erfahre, warum technisch versierte Mitarbeiter heute...
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07.07.2025 | Philipp Moder
Was passiert, wenn 44 % Ihrer zukünftigen B2B-Kunden am liebsten gar nicht mit Ihrem Vertrieb sprechen möchten? Diese Zahl ist kein Zukunftsszenario – sie beschreibt bereits heute die Realität der Generation Z (Gen Z). Doch bevor Sie in Panik verfallen: Die Gen Z erwartet keinen Amazon-ähnlichen One-Click-Kauf für Ihre Millionen-Euro-Maschine. Sie wünscht sich aber einen moderneren, digitaleren Weg dorthin. Der traditionelle B2B-Vertrieb steht vor seinem größten Umbruch seit Jahrzehnten. Dieser Artikel zeigt Ihnen konkret und realistisch, wie Sie Ihre Vertriebsstrategie Schritt für Schritt anpassen.
Die Generation Z (Gen Z) umfasst alle Menschen, die etwa zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. In Deutschland macht diese Altersgruppe im Jahr 2025 etwa 14,6 % der Gesamtbevölkerung aus – das entspricht knapp 12,3 Millionen Menschen.
Was diese Generation besonders macht? Sie sind die ersten echten Digital Natives und kennen keine Welt ohne Internet. Mehr als 90 % nutzen regelmäßig Smartphones und soziale Medien gehören zu ihrem Alltag (Doofinder, Generation Z Statistiken 2025). Sie erwarten sofortige Verfügbarkeit von Informationen und haben ein ausgeprägtes Bewusstsein für gesellschaftliche Themen.
Aber Vorsicht vor Pauschalisierungen: Die Gen Z ist keine homogene Masse. Ein 25-jähriger Ingenieur, der komplexe Anlagen einkauft, verhält sich anders als ein gleichaltriger Marketing-Manager, der Software-Tools sucht. Was sie eint: Sie erwarten moderne, digitale Touchpoints – aber sie verstehen auch die Komplexität des B2B-Geschäfts.
Fast die Hälfte der Gen Z möchte am liebsten gar nicht mit dem Vertrieb sprechen (Gartner, Future of Sales Report). Das heißt aber nicht, dass sie eine Produktionsanlage per Mausklick bestellen wollen. Sie wünschen sich vielmehr, dass sie sich vorab selbstständig informieren können – ohne gleich ihre Kontaktdaten preisgeben zu müssen.
65 % der B2B-Käufer möchten den Kaufprozess selbstständig navigieren, mithilfe von digitalen Kanälen, Chatbots und Content (Shopware, B2B E-Commerce 2024). Mehr als 50 % der großen B2B-Transaktionen (ab 1 Million US-Dollar) werden über digitale Selbstbedienungskanäle abgewickelt (Forrester, B2B-Marketing- und Vertriebsprognosen 2025). Aber: Das bedeutet nicht, dass der persönliche Kontakt verschwindet – er verlagert sich nur in spätere Phasen des Kaufprozesses.
Was sucht die Gen Z in der Recherchephase? Technische Spezifikationen und detaillierte Produktbeschreibungen – ja, aber nicht nur. Sie wollen verstehen: Löst dieses Produkt wirklich mein Problem? Wie arbeitet es in der Praxis? Was sagen andere Nutzer? Und vor allem: Kann ich diesem Anbieter vertrauen? Die Gen Z-Entscheider recherchieren wie Privatpersonen: Sie wollen Bewertungen sehen, Erfahrungsberichte lesen und sich ein umfassendes Bild machen, bevor sie auch nur ihre E-Mail-Adresse preisgeben.
Die realistische Umsetzung:
Praxisbeispiel: Ein mittelständischer Maschinenbauer erstellt kurze Erklärvideos zu seinen Standardprodukten. In zwei Minuten erklärt ein Techniker die wichtigsten Features. Darunter: Ein PDF mit technischen Details und einer groben Preisspanne. Das Ergebnis? Qualifiziertere Anfragen, weil Interessenten bereits vorinformiert sind.
Die Gen Z ist mit hochwertigem Content aufgewachsen. Ein 50-seitiges Whitepaper im Times-New-Roman-Look? Das landet ungelesen im digitalen Papierkorb. Die Generation Z verbringt durchschnittlich vier Stunden pro Tag auf sozialen Medien – mehr als jede andere Altersgruppe (cropink, 40+ Daily Social Media Usage Stats & Trends 2025). Sie ist es gewohnt, Informationen visuell ansprechend und in kleinen Häppchen zu konsumieren.
So modernisieren Sie Ihren Content schrittweise:
Praxisbeispiel: Ein Softwareanbieter verwandelt seine technische Dokumentation in eine Serie von LinkedIn-Karussell-Posts. Jeder Post erklärt eine Funktion in fünf Slides – visuell ansprechend und in drei Minuten konsumierbar.
Natürlich kauft niemand eine Industrieanlage nach einem YouTube-Video. Aber die Art, wie der persönliche Kontakt zustande kommt und abläuft, ändert sich fundamental. 85 % der Gen Z lassen sich in ihren Kaufentscheidungen von Social Media beeinflussen (e-commerce-magazin, Kaufverhalten: So tickt die Gen Z beim Einkaufen). Das bedeutet: Der erste Kontakt findet oft digital statt.
Moderne Vertriebsansätze für die Gen Z:
Tipp: In unserem Blogartikel „B2B-Kaltakquise 2025: So dringen Sie zu den Entscheidern vor” gibt es noch mehr Tipps rund um Kontaktaufnahme, digitale Tools und Kommunikation.
Die Gen Z erwartet schnelle Reaktionen – aber sie versteht auch, dass B2B-Entscheidungen Zeit brauchen. 87 % der Gen Z wünschen sich eine personalisierte Verkaufserfahrung mit unmittelbaren Antworten (sleekflow, 2024 Gen Z trends). 85 % bevorzugen Live-Chat gegenüber Telefonanrufen für den Kundenservice (sleekflow). Der Trick: Schnell sein bei dem, was schnell geht.
Realistische Quick-Wins:
Praxisbeispiel: Ein Industriedienstleister führt ein einfaches System ein: Jede Anfrage erhält binnen einer Stunde eine automatische Bestätigung mit dem Namen des zuständigen Ansprechpartners. Binnen 24 Stunden folgt ein erster persönlicher Kontakt – sei es per E-Mail, Anruf oder Video-Message.
Die Gen Z hat ein feines Gespür für Authentizität. 97 % nutzen soziale Medien als wichtigste Inspirationsquelle beim Einkaufen (The future of commerce, Konsumverhalten der Generation Z). Im Jahr 2025 ziehen mehr als 50 % der jüngeren Käufer bei ihren Kaufentscheidungen externe Quellen hinzuziehen – darunter soziale Medien und ihr Vertrauensnetzwerk (Forrester, B2B-Marketing- und Vertriebsprognosen 2025). Sie möchte echte Menschen und echte Geschichten sehen – keine Stock-Fotos und Marketingphrasen.
Vertrauen aufbauen, ohne groĂźes Budget:
Praxisbeispiel: Ein Mittelständler startet die Serie "Montagsmeeting" auf LinkedIn. Jeden Montag postet ein anderer Mitarbeiter, woran er gerade arbeitet – mal ist es eine technische Herausforderung, mal ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt. Die Posts sind nicht perfekt, aber authentisch und führen zu mehr Interaktion.
Fazit: Evolution statt Revolution
Die Generation Z verändert den B2B-Vertrieb – aber sie erwartet keine Wunder. Sie versteht, dass eine Millionen-Investition gut überlegt sein will. Was sie sich wünscht: einen moderneren, digitaleren Weg dorthin. Immerhin soll die Gen Z 2025 rund 30 % des Bruttoeinkommens in Deutschland erwirtschaften (Felix Beilharz, Alles über die Generation Z). Es lohnt sich also, sich auf diese Generation einzustellen.
Beginnen Sie mit kleinen Schritten:
Die gute Nachricht: Sie müssen nicht alles auf einmal umsetzen. Jeder kleine Schritt in Richtung Digitalisierung und Modernisierung macht Sie attraktiver für die neue Entscheidergeneration. Und das Beste daran: Diese Maßnahmen kommen nicht nur bei der Gen Z gut an – sie machen Ihren Vertrieb insgesamt effizienter.
Philipp Moder, Gründer von Phocus Direct Communication, ist ein anerkannter Experte und Speaker im B2B-Vertrieb und Marketing, spezialisiert auf Vertriebsunterstützung/- outsourcing, Leadgenerierung, Inbound Marketing, Net Promoter Score und Customer Experience. Seit 1995 treibt er mit über 60 Mitarbeitern und Freelancern Innovationen voran, um B2B-Unternehmen zu messbarem Erfolg zu verhelfen. Seine Passion ist es, täglich Neues zu entdecken und sein Wissen durch Blogs, LinkedIn und auf Veranstaltungen zu teilen.
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