Content-Repurposing: die Anleitung fürs Marketing
Wenn Sie im Marketing arbeiten und neben tausend anderen Sachen auch noch Content produzieren sollen, dann kennen Sie bestimmt folgende Probleme:
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24.04.2024 | Marcel Schreyer
Marketing – für wen machen Sie das eigentlich? Na klar, für Ihre Kunden. Wenn Sie Ihre Ziele und die Ihres Unternehmens erreichen wollen, müssen Sie Ihre Zielgruppen von Ihren Angeboten überzeugen.
Ihre Kunden und Kundinnen sind also die wichtigsten Menschen bei allem, was Sie tun: in Ihrer Marketing-Strategie, wenn Sie Ideen entwickeln, wenn Sie Kampagnen durchführen.
Doch da Ihre Kunden selten mit Ihnen am Tisch sitzen und Ihnen sagen, was Sie tun müssen, brauchen Sie einen Ersatz: nämlich Customer-Personas (Kunden-Personas).
Für mich sind sie das absolut wichtigste, strategische Tool im Marketing und das Erste, wonach ich Unternehmen frage, mit denen ich arbeite.
Was sind Personas genau und wie sehen sie aus? Welche Vorteile und Funktionen haben sie? Und vor allem: Wie können Sie Ihre Personas erstellen? Das alles erfahren Sie, wenn Sie weiterlesen.
Personas sind repräsentative Vertreter oder Abbilder Ihrer Kunden. Sie stehen stellvertretend für eine Kundengruppe mit gemeinsamen Merkmalen. Es sind zwar fiktive Personen, sie basieren jedoch auf Tatsachen (Wissen, Daten). Diese kennen Sie aus der Beobachtung von und Gesprächen mit echten Kunden.
Bildlich ausgedrückt: Wenn Sie die Gehirne von zehn oder hundert ähnlichen Kunden durch ein bisher noch unentdecktes Verfahren fusionieren könnten, wäre das Resultat eine Customer-Persona.
Personas werden als komplette Charaktere mit einer Persönlichkeit dargestellt und meist visuell in Form eines Steckbriefs aufbereitet. Personas helfen Ihnen, die Lebensumstände, Interessen, Gefühle, Motivationen, Sorgen, Probleme, Wünsche, Aufgaben und Ziele Ihrer Kundengruppen zu verstehen.
Sie erstellen Personas nicht für jeden möglichen Typ Kunde oder Kundin. Sie bilden damit Ihre typischen Käufergruppen ab: die, die am häufigsten vorkommen und/oder die, die für Sie am attraktivsten sind. Haben Sie unterschiedliche Angebote, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten, brauchen Sie jeweils eigene Personas
Da im B2B in der Regel mehrere Personen an Kaufentscheidungen beteiligt sind, brauchen Sie dort oft viele Personas; vor allem, wenn SIe ein breites Angebot haben und auf mehreren Märkten aktiv sind.
Marketingabteilungen arbeiten typischerweise mit Zielgruppen:
Im B2C basieren diese hauptsächlich auf soziodemografischen Daten: Mutter, 30-40 Jahre, Realschulabschluss, Teilzeitjob, wohnt in einer Kleinstadt. Im B2B bestehen sie aus Branche, Unternehmensgröße und manchmal Abteilung: Mittelständischer Maschinenbauer, 1.000 Mitarbeiter, IT-Abteilung.
Solche Zielgruppendefinitionen sind fürs Marketing mehr oder weniger unbrauchbar, denn:
Kleines Beispiel:
Wen stellen Sie sich vor, wenn Sie folgende Beschreibung hören: „Männliche Führungskraft der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen in einem technologieorientierten Unternehmen in einer deutschen Großstadt"?
Und wen bei „Christian, den 39-jährigen IT-Leiter einer Münchener Softwareschmiede"?
Sie merken den Unterschied – obwohl dieses Beispiel den Nutzen von Personas nur ansatzweise verdeutlicht.
In meinem ultimativen Guide zur B2B-Customer-Journey erfahren Sie mehr darüber, wie Sie B2B-Entscheider richtig ansprechen.
Sie haben vielleicht verschiedene Bezeichnungen von Personas gehört Eine Customer-Persona (Kunden-Persona) repräsentiert allgemein einen Typ Kunde oder Kundin: sowohl vor einem Kauf (Interessenten) als auch danach (Bestandskunden).
Im B2B wird oft zwischen Buyer-Personas (Käufer-Personas) und User-Personas (Nutzer-Personas) unterschieden: die Buyer stehen für Entscheider im Unternehmen, die bei Käufen oder Investitionen mitreden; die User sind die Anwender, die die Produkte oder Dienstleistungen nutzen.
User-Personas sind eher für die Produktentwicklung interessant; im Marketing spielen sie eine untergeordnete Rolle. Wenn ich daher allgemein von Customer-Personas oder Personas spreche, meine ich immer die Kaufentscheider.
Sie können Ihre Persona-Vorlage anhand der folgenden Bereiche aufbauen. Wenn Sie feststellen, dass Sie mehr/weniger/andere Bereiche brauchen: Passen Sie die Vorlage einfach für sich an.
Die Eckdaten
Persönlichkeit und Umfeld
Sie können einige Attribute der Persona auf Skalen bewerten. Hier müssen Sie am ehesten etwas ändern: Wenn Sie keine technischen Lösungen anbieten, ist der Bereich „Technologie" wahrscheinlich nicht sinnvoll.
Interne und externe Faktoren, die die Entscheidungen der Persona und ihre Einstellung gegenüber Ihrem Angebot beeinflussen:
In meiner Persona-Vorlage habe ich bereits einen Bereich eingebaut, in dem Sie Ihren Nutzen- oder Wertversprechen (value proposition) für die Persona ableiten können:
Personas beruhen auf Wissen, Daten, Erfahrungen und Beobachtungen. Dafür nutzen Sie hauptsächlich diese Quellen:
Lesen Sie meinen Leitfaden, wie Sie Kundeninterviews führen sollten.
Die Überschrift sagt es schon: Sie entwickeln Personas nie alleine: Egal, wie toll und schlau Sie sind, oder wie gut Sie Ihre Kunden zu kennen meinen. Idealerweise sind Sie ein interdisziplinäres Team, mindestens mit Personen aus Marketing und Vertrieb.
Die Persona-Entwicklung ist eine längere (und prinzipiell dauerhafte) Aufgabe, die Sie in mehreren Phasen durchführen:
Grundgerüst im Workshop erarbeiten
Startschuss ist in der Regel ein moderierter Team-Tages-Workshop, in dem Sie Ihr aktuelles Wissen über Ihre Personas zusammentragen. Sie entscheiden, welche Personas Sie überhaupt brauchen und ansprechen wollen, und erarbeiten ein Grundgerüst für die wichtigsten.
Achtung: Das Wissen über Ihre Personas müssen Sie bereits besitzen, auch wenn Sie es bisher nicht dokumentiert und strukturiert haben. Am Workshop dürfen nur Leute teilnehmen, die öfteren Kundenkontakt haben. Sonst wird es eine reine Wünsch-dir-was- und Wer-hat-recht-Runde. Nutzen Sie die Zeit vor dem Workshop gegebenenfalls intensiv, um mit Kunden zu sprechen und Erfahrungen zu sammeln.
Im Tages-Workshop werden Sie maximal zwei oder drei Personas ausarbeiten können. Selbst bei diesen werden Sie feststellen, dass Sie einiges nicht wissen, oder unterschiedliche Sichtweisen im Team bestehen. Das ist Ihr Auftrag für die nächste Phase:
Verfeinern und erweitern
Sie füllen gezielt Ihre Wissenslücken, verfeinern die Personas in Schleifen, und arbeiten weitere aus. Dazu können Sie sich in weiteren Workshops mit dem ganzen Team oder in kleineren Gruppen treffen. Irgendwann, nach ein paar Wochen oder Monaten, sind Sie mit Ihren Personas zufrieden und können die (vorerst) finale Version erstellen.
Regelmäßig prüfen und aktualisieren
Personas sind zwar langfristig angelegt: Menschen ändern sich nicht über Nacht. Doch sie ändern sich. Allmählich, und manchmal auch schnell; Stichworte: Corona-Pandemie, Lockdowns und Digitalisierungsschub. Prüfen Sie deshalb Ihre Personas in regelmäßigen Abständen und arbeiten Sie Ihre neuen Erfahrungen ein. Einmal jährlich ist ein sinnvoller Rhythmus.
Legen Sie los!
Auch wenn es ein langer Weg ist: Fangen Sie einfach an und sterben Sie nicht in Schönheit. Der Prozess ist das Ziel. Solange die Merkmale Ihrer Personas auf der Realität basieren, sind wenige oder rudimentäre Personas immer noch besser als gar keine.
Die Gestaltung bleibt natürlich Ihnen überlassen: Am Anfang nutzen Sie eine einfache Arbeitsvorlage, später können Sie ein paar Folien zu Ihren Personas bauen. Oder Sie lassen Ihr Design-Team die Personas richtig schick machen.
Mein Tipp: Wenn Sie beispielsweise kleine Marketing- und Vertriebs-Teams sind und alle an der Persona mitentwickelt haben, können Sie es bei einer einfachen Gestaltung belassen. Aus meiner Erfahrung heraus werden Sie das Dokument nicht allzu oft verwenden – Sie kennen Ihre Personas in- und auswendig.
Wenn Sie die Personas jedoch im ganzen Unternehmen einführen wollen, geben Sie sich mehr Mühe. Viele kennen die Personas noch nicht oder sind „solchen Marketing-Gags" gegenüber skeptisch. Sie können dann zum Beispiel Persona-Poster im Corporate Design erstellen lassen und diese gut sichtbar aufhängen, damit sich alle daran gewöhnen.
Extra-Tipp: Ein hilfreiches Tool für den Einstieg ist das kostenlose Make My Persona Tool von HubSpot. Es führt Sie Schritt für Schritt durch die wichtigsten Fragen und erstellt am Ende eine ansprechend gestaltete Persona-Vorlage.
Viele „Personas", die in Marketingabteilungen zum Einsatz kommen – oder meist in der Schublade liegen – sind in Wahrheit gar keine Personas. Wenn Ihre Personas folgendes sind, sind sie leider nutzlos:
Personas sind für fast alles gut: Schließlich repräsentieren sie Ihre (potenziellen) Kunden – und alles, was Sie machen, sollten Sie für sie machen. Bei folgenden Aufgaben gehen Sie von Ihren Personas aus:
Marcel verantwortet bei Phocus Direct seit 2024 den Bereich Digitales Marketing, sowohl für die Agenturkunden als auch für PD selbst. Davor war er über 15 Jahre lang als freier Texter und Konzeptioner für B2B-Tech-Unternehmen aktiv. Er ist Digital-Nerd während der Arbeit – und liebt ansonsten Offline- und Outdoor-Erlebnisse. Im PD-Blog schreibt er rund um die Themen Inbound- und Content-Marketing und Strategie.
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